»Die Kunstprojekte finden ab 2002 während der Winterferien statt, und zwar im neuen Schulgebäude. Die Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren setzen sich dieses Mal mit all ihren Sinnen zur Wirklichkeit in Beziehung. Im Umgang mit verschiedensten gesammelten Gegenständen und Materialien erleben und erfassen sie Wirkungen von Körper, Farbe und Raum. Ihre Gefühlswelt, Fantasie und Freude am spielerischen Gestalten werden stark angeregt durch Entdecken, Erproben, Experimentieren und Refl ektieren. Im August 2001 bezieht das BIP Kreativitätsschulzentrum Leipzig ein neues Gebäude in der Torgauer Straße. Es kommt zu einem ersten Ideenaustausch zwischen den Kunstlehrerinnen und -lehrern der Schule und dem Institut für Kunstpädagogik zu Gestaltungsfragen. Selbstverständlich werden auch die Schülerinnen und Schüler einbezogen, wenn es um die Frage der Gestaltung ihres neuen Lernumfeldes geht. Es besteht die Absicht, die großen weißen Wände in den Fluren und den Platz im Treppenhaus zu nutzen, um zum Verweilen, zum ganzheitlichen Wahrnehmen, Fühlen und Tasten, Sehen und Hören anzuregen. Die Schule soll eine Welt der Sinne werden und damit auch den ganzheitlichen Ansatz des Schulkonzeptes zum Ausdruck bringen. Ab Januar 2002 werden die Materialien für das Projekt zusammengetragen. Alle Kinder der Schule sind aufgerufen, verwertbare Alltagsmaterialien, Verpackungen, Folien, altes Spielzeug usw. zu sammeln. Die Kunstlehrerinnen und -lehrer der Schule leiten diesen Prozess und organisieren die konkrete Umsetzung des Projektes vor Ort. Des Weiteren werden die handwerklichen Vorbereitungen für die einzelnen Installationen vom technischen Personal getroffen. Es gibt in jeder Ferienwoche fünf Arbeitsgruppen, die sich unter dem Rahmenthema »Unsere Schule – ein Reich der Sinne« mit Seherlebnissen, Fühl- und Tasterlebnissen, Hörerlebnissen und weiteren sinnlichen Erlebnissen beschäftigten. Die inhaltliche und methodische Arbeit in diesen Gruppen planen während dieser Zeit die Lehramtsstudierenden mit Frank Schulz unter Berücksichtigung von Wünschen und Ideen, die vorher in Gesprächen mit den Kindern gesammelt worden sind. Mit Plakaten stellen die Studierenden in einer großen Zusammenkunft in der Schule die Themen ihrer Gruppen vor. Daraufhin haben die interessierten Schülerinnen und Schüler bis zum Projektbeginn Zeit, sich für die Tätigkeit in einer der Gruppen zu entscheiden. Am ersten Tag in jeder Woche werden die Kinder von den Studierenden und betreuenden Lehrerinnen und Lehrern durch vielfältige Sinnesspiele an die Gestaltungsaufgaben herangeführt. Danach folgt die gemeinsame Suche nach Lösungsmöglichkeiten je nach Thema in den einzelnen Teilgruppen. Jeder Lösungsvorschlag der Kinder wird gemeinsam und kritisch auf die Verwertbarkeit hin geprüft. Einzeln, in Partnerarbeit oder in größeren Gruppen geht es nun an die Realisierung der einzelnen Teilaufgaben. Es werden Gestaltungen probiert, Verbindungsmöglichkeiten erkundet, passendes Material gesucht und zum Teil wieder verworfen, wenn bei der Arbeit eine bessere Idee entsteht. Helfend und beratend stehen die Lehramtsstudierenden zur Seite, wenn die Schülerinnen und Schüler nicht selbst weiterkommen. Freude, Neugier, Staunen und Bewunderung bestimmen die Vorstellung der bildnerischen Ergebnisse bei einem gemeinsamen Präsentationsabend. Mit großer Begeisterung lassen sich die Projektbeteiligten, die Eltern und viele Gäste der Schule immer wieder auf die verschiedenen Sinnesspiele ein, sehen, hören und fühlen Bekanntes und entdecken oder erproben Fremdes. Die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer machen es vor: Durch die oftmals radikale, überraschende und faszinierende Funktions- und Bedeutungsänderung des Ausgangsmaterials kommt Neues zustande: Eine wichtige bildnerische Grunderfahrung, die die Schülerinnen und Schüler weiter ausprägen konnten.«
Fotos: Steffen Wachter