FRANK SCHULZ

Theorie und Didaktik der bildenden Kunst

Seit 1952 erfolgt an der Leipziger Universität kunstpädagogische Lehre und Forschung. Die Arbeit am Fachbereich Kunsterziehung bzw. Institut für Kunstpädagogik ist verbunden mit der Planung und Durchführung verschiedener mehr oder weniger großer Tagungen mit dem Ziel, in einem anhaltenden fachlichen Diskurs zu bleiben. Einige der größeren Veranstaltungen sollen hier vorgestellt werden. Bis zur politischen Wende 1989/90 sind es Hochschullehrer und Dozenten wie Günther Berger, Karin Grallert, Gertraut Hackel, Roland Meinel, Wolfgang Oeconomo, Heidemarie Paul, Walfried Posse, Günther Regel, Frank Schulz, Ines Seumel und Roland R. Richter, aber auch künstlerische Lehrkräfte wie Falk Biegholdt, Renate Herfurth, Wilfried Huy, Joachim Kratzsch, Frank Neubauer, Siegfried Ratzlaff, Hans Rossmanit, Peter Schnürpel und Erich Weber, die - durchaus in heftigem Widerstreit - versuchen, insbesondere im Rahmen solcher Veranstaltungen auf einen gemeinsamen Nenner hinsichtlich der Eigenart bildnerischer Werke und Prozesse, deren Funktion in der Gesellschaft und ihrer fachdidaktischen Konsequenzen zu kommen. Zwei dieser Veranstaltungen sollen hier mit genannt sein, davon eine, die überhaupt nie stattfand. Mit der Neugründung des Institutes 1993 wird das Leipziger Institut zu einem Zentrum des kunstpädagogischen Ost-West-Dialoges und zu einem treibenden Faktor im gesamtdeutschen kunstpädagogischen Diskurs. Zugleich kommt es zur weiteren Ausprägung eines kunstpädagogischen Konzeptes, das zu einer Art Leipziger »Schule der Kunstpädagogik« geworden ist. Es zeichnet sich durch den Anspruch eines »kunstgemäßen Unterrichts« (Günther Regel) aus, auf dessen Umsetzung die Studierenden vorbereitet werden sollen. Im Kern geht es um die altersgemäße und zielgruppenspezifische Vermittlung der Kunst in der schulischen und außerschulischen Praxis, die stets von der Eigenart der Kunst her gedacht wird, und um den Gebrauch von Bildsprache im Zusammenspiel produktiver, rezeptiver und reflexiver, sowohl freier und als auch angewandter Aspekte. Vom Leipziger Institut werden nun einige Großveranstaltungen ausgerichtet, die über die regionalen Grenzen hinaus den kunstpädagogischen Diskurs im deutschsprachigen Raum befördern.

Der zweite Teil des Doppelkongresses »Kunst · Geschichte · Unterricht« (»doko 18«) fand vom 15. bis 17. November 2018 in München statt. Die Arbeit wurde in den Sektionen des Leipziger Teils fortgesetzt. Dabei spielten folgende Leitgedanken eine entscheidende Rolle: Die Geschichte der Kunst ist ein wesentliches Fundament jeden Kunstunterrichtes. In der Geschichte der Kunst wird das ungeheure Potenzial der Kunst überhaupt deutlich: Es sind die Bilder von Idealen, Träumen und Hoffnungen, von Angst und Gewalt, von Verrat, von Begehren, von Macht, von Brüchen, von Revolutionen, von Besinnung und vielem mehr, was der Mensch zu allen Zeiten zu sich und zur Welt in ein oft so rätselhaftes wie spannungsreiches Verhältnis gesetzt hat.

Der bislang wohl größte kunstpädagogische Kongress im deutschsprachigen Raum nach 1990 fand als Doppelkongress unter Federführung von Johannes Kirschenmann, Frank Schulz und Lars Zumbansen zum Thema »Kunst · Geschichte · Unterricht« 2018 in Leipzig und München statt. Fast 800 Kunstpädagoginnen und -pädagogen aus Vorschule, Schule, Hochschule und dem außerschulischen Bereich nahmen daran teil. Gemessen am Umfang der Kongressdokumentation, nämlich fast 4000 Seiten Material zusammengefasst in acht Bänden, dürfte dieser Kongress an der Spitze aller kunstpädagogischen Kongresse stehen, die jemals durchgeführt worden sind.

Die Tagung »U20 – Kindheit, Jugend, Bildsprache« fand vom 30. März bis 1. April 2012 in Leipzig statt und knüpft an einen Diskurs an, der mit der Tagung »Kinderzeichnung und jugendkultureller Ausdruck« 2009 an der Universität Augsburg eröffnet wurde. Mit diesen beiden Tagungen wurde nach langer Zeit wieder einmal Bilanz gezogen, welche neuen Einsichten es zur bildnerischen Entwicklung in der Ontogenese vom Krippenalter bis hin zum Ende der Schulzeit gibt.

Die Tagung »Mensch – Kunst – Bildung« fand vom 11. bis 13. März 2005 in Leipzig statt. Die Arbeit erfolgte in 5 Sektionen: »Kunstpädagogik und Bildungsstandards«, »Kunstpädagogik und Neue Medien / Kunstpädagogik im Neuen Medium«, »Schule und außerschulische Arbeit/Ganztagsschule«, »Schule, Studienseminar und Hochschule« sowie »Neue Studienformen an der Hochschule«.

Die Universität Leipzig war die Einrichtung, die mit einer Vorkonferenz am 3. und 4. Dezember 2004 eine neue Reihe kunstpädagogischer Tagungen eröffnete. Diese Vorkonferenz hatte das Gewicht einer eigenständigen Tagung. Dort wurden die Sektionen der eigentlichen ersten Tagung der Reihe zum Thema »Mensch – Kunst – Bildung« konstituiert und vielfältige inhaltliche Vorbereitungen in Gang gesetzt.

Am 27. September 2002 fand mit über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Tagung am Leipziger Institut statt, die unter dem Thema ≫Mach Dir ein Bild!≪ die wechselvolle Geschichte der kunstpädagogischen Lehre und Forschung an der Universität Leipzig in den Blick nahm, zugleich ihre Gegenwart und Zukunft skizzierte.

Vgl. Schulz, Frank (Hrsg.) (2002): Mach Dir ein Bild! 50 Jahre Institut für Kunstpädagogik. Tagung und Absolvententreffen. 27. September 2002. TEXTE. Die GELBE REIHE des Institutes für Kunstpädagogik (11).

Am Leipziger Institut fand am 5. November 2000 der 1. Kunstpädagogische Tag in Sachsen statt. Vertreter aus Schule und Hochschule aus ganz Sachsen fanden sich zu einem bisher weitgehend vernachlässigtem Thema zusammen: der Bezug des Kunstunterrichts zu Performance und zum Performativen überhaupt.

Vgl. Uhlig, Bettina / Schulz, Frank (Hrsg.) (2000): Prozesshafte Kunst im Unterrichtsprozess. 1. Kunstpädagogischer Tag in Sachsen. Tagungsmaterial. Die GELBE REIHE des Institutes für Kunstpädagogik der Universität Leipzig (5). Leipzig.

Das maßgeblich durch Günther Regel geprägte Konzept des »kunstgemäßen Unterrichts« wurde auf einer Tagung am 6. November 1998 in Leipzig auf den Prüfstand gestellt. Vertreter der Hochschule und Schule diskutierten, inwiefern es »in der Schule heute und morgen« tragfähig sein bzw. gemacht werden kann.

Anlässlich des 70. Geburtstages von Günther Regel fand am 29. und 30. März 1996 die erste gesamtdeutsche Zusammenkunft von Kunstpädagoginnen und Kunstpädagogen im Rahmen einer größeren Tagung statt, um über Perspektiven der künstlerisch-ästhetischen Bildung und Erziehung zu beraten.

Einen besonderen Aufschwung für die Arbeit am Fachbereich Kunsterziehung, vor allem im Zusammenwirken von Theorie der bildenden Kunst und künstlerischer Praxis bei der Ausrichtung der Lehre, brachte das Kolloquium zum Thema »Bewusstheit und Schöpfertum im kunstpädagogischen Prozess«, das am 14. Februar 1980 in Leipzig stattfand.

Im Oktober 1977 sollte an der Universität Leipzig unter Leitung von Günther Regel (1926–2021) eine kunstpädagogische Großtagung mit internationaler Beteiligung (Moissej S. Kagan, Leningrad; Bogomil Karlavaris, Jugoslawien; Imre Domonkos, Ungarn; Anton Mako, Rumänien; Jaromir Uzdil, CSSR; Hasse Wharby, Schweden) zu Forschungsergebnissen zum Thema »Bildkünstlerischer Schaffensprozess – Leitung bildnerischer Prozesse« stattfinden. Das Plakat von Frank Neubauer kündigte die Tagung an, doch es kam nie an die Litfaßsäulen, denn die Tagung wurde in letzter Minute verboten.